Fellpflege – Die wichtigsten Tipps vom Profi

Viele Deutsche betrachten Amerikanische Gewohnheiten mit Skepsis, wobei diese Vorurteile oft nicht gerechtfertigt sind. Das “Dog Grooming”, auf Deutsch: die Fellpflege für Hunde, ist ein Beispiel, wo wir Deutsche uns durchaus etwas abschauen sollten – denn nirgends sonst bekommt das Groomen so viel Aufmerksamkeit wie in den USA. Wichtig: Professionelle Fellpflege ist durchaus kein raus geschmissenes Geld, sondern erhöht spürbar die Lebensqualität unserer vierbeinigen Freunde, vor allem beim Übergang, weg vom Winterfell.

Zu dem Thema haben wir Franziska Knabenreich, eine der bekanntesten Deutschen “Groomerinnen” befragt und mit ihr gemeinsam die Fakten besprochen, die im Alltag leider von vielen Hundehaltern unwissentlich falsch interpretiert werden.

Petfindu: Was genau ist das Winterfell bei Hunden und ist Winterfell gleich Winterfell?

Franziska: Grundsätzlich hängt die Fellbeschaffenheit von der Klimazone ab, in der der Hund lebt. Klar, dass ein Hund, der im warmen Klima lebt nicht die gleiche Menge Unterwolle produziert, als ein Hund im kalten Klima. Das Fell passt sich den klimatischen Begebenheiten an. Innerhalt der Rassen gibt es aber sehr große Unterschiede. Es gibt Schäferhunde oder Leonberger, die sehr stark Haaren und viel Unterwolle produzieren, und dann gibt es Hunde der gleichen Rasse, die kaum haaren. Deswegen kann man grundsätzlich nicht die Hunde einer Rasse über einen Kamm scheren (naja und Abscheren schon mal gar nicht). Der Hund braucht im Winter sein Fell und produziert auch Unterwolle um sich vor Kälte und Nässe zu schützen. Das Problem dabei: tagsüber wohnt er in der Wohnung oder im Haus, das auf 20 Grad oder mehr geheizt ist. Da gerät das Fell schon mal durcheinander und beginnt auch in der kalten Jahreszeit zu haaren. Trimmhunde, die dreischichtiges Fell haben, halten im Winter oft alle drei Schichten fest und man kann sie nicht zupfen. Dem Klimawandel sei Dank, gibt es aber keine genauen Fellwechselzeiten mehr, denn unser Klima ist so durcheinander, dass mich nicht mehr vorhersehen kann, wann der Fellwechsel kommt und wann der beste Zeitpunkt für Fellpflege ist.

Petfindu: Mein Hund hat ein zweischichtiges Fell. Wie sollte ich es pflegen?

Franziska: Zweischichtiges Fell haben Hunde wie Golden Retriver, Mops, Labradore oder Leonberger. Sie haben eine Deckschicht und eine Unterwollschicht. Beides stirbt irgendwann ab und muss entfernt werden, damit die Haut wieder gut durchatmen kann. Wichtig ist, wenn die kalte Jahreszeit vorbei ist, das Fell mehrmals wöchentlich zu Bürsten um die Unterwolle und das lose Deckhaar zu entfernen. Es gibt leider Geräte, die auch längeres, vitales Fell mit kürzen, anstelle, wie bei klassischen Hundebürsten, nur das abgestorbene Fell zu entfernen und somit Spliss verursachen und das Fell schädigen. Ich rate aber grundsätzlich allen Hundebesitzern regelmäßig zu einem guten Hundefriseur zu gehen, denn dort kann er seinen Bedürfnissen entsprechend gepflegt und enthaart werden. Ein Groomer hat andere Instrumente und Techniken um einen Hund wirklich haarfrei zu bekommen, und ein regelmäßiges Bad fällt so auch viel leichter. Das Fell sollte regelmäßig von Hautschuppen, Pollen oder anderen Umwelteinflüssen gereinigt werden, da der Hund sonst Hautkrankheiten oder schlimmer, sogar einen Parasitenbefall bekommen kann.

Der Mops von Franziska Knabenreich nach der Fellpflege

Petfindu: Wie pflegt man Hunde mit einschichtigem Fell?

Franziska: Einschichtiges Fell, wie es zum Beispiel der Pudel hat, hat, wie der Name schon sagt nur eine Schicht. Oft werden Hunde mit einschichtigem Fell gerne abgeschoren. Theoretisch darf man das bei diesem Fell machen, aber praktisch empfehle ich das keinem. Es hat einen Grund, warum der Hund genau dieses Fell hat. Hier heißt es: Die Bürste ist King! Wer seinen Hund liebt, der wird regelmäßig, bestenfalls täglich, seinen Hund kämmen und bürsten. Wichtig ist, dass das Fell Filzfrei gehalten wird. Wer seinen Hund verfilzen lässt und nicht pflegt, ist ein Fall für den Tierschutz! Es ist Tierquälerei deinen Hund verfilzen zu lassen, weil man zu faul ist oder der Hund sich nicht bürsten lässt. Grundsätzlich sollte jeder Hund regelmäßig gepflegt werden. Hunde sind domestiziert und leben mit uns in einem Haushalt. Altes Fell zu entfernen ist a) hygienischer und b) Wollen sie sich auch in ihrer Haut und in ihrem Fell wohl fühlen.

Petfindu: Haben Kurzhaarhunde auch ein Winterfell und was muss man beachten?

Franziska: Viele Leute sind immer überrascht, dass ein kurzhaariger Hund, wie ein Mops oder Whippet haart. Grundsätzlich kann man sagen: Wer nicht haart, verfilzt. Gerade kurzhaarige Hunde müssen sich im Winter schützen. Mein Mops haart im Winter nicht so stark, da er seine Unterwolle im Winter braucht um sich vor der Kälte zu schützen. Wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen rauskommen und es über 15 Grad wird, „werfen“ die Hunde ihre Unterwolle ab, da sie sie nicht mehr brauchen. Wenn die Winter sehr mild sind, sollte auch im Winter regelmäßig die Unterwolle entfernen. Manche Rassen sollte man sogar alle 4 bis 6 Wochen von einem Hundefriseur pflegen lassen, da sie so anspruchsvolles Fell haben. Mein Mops wird alle 6 Wochen von mir gepflegt, das ich einfach keinen haarenden und muffenden Mops zu Hause haben möchte.

Der Mops von Franzsiska Knabenreich bei der Fellpfege

Petfindu: In Amerika typisch und in Deutschland im Kommen: die ganzjährliche, professionelle Fellpflege. Als Groomerin befürwortest du das bestimmt, aber welche Argumente sprechen dafür?

Franziska: Manchmal komme ich mir in meinem Beruf vor, wie der Prophet, der täglich predigt. Ich befürworte regelmäßige Fellpflege sehr. Dem Menschen muss klar werden, dass Hundefriseur kein Luxus oder notwendiges Übel ist. Fellpflege ist ein wichtiger Aspekt für das Wohlsein des Hundes. Wir waschen uns ja auch regelmäßig, gehen zum Friseur, rasieren uns und waschen unsere Kleidung. Ein Hund hat das gleiche Recht auf Pflege. Die Zeiten, in denen ein Hund durchs Unterholz gestreift ist und vor dem Haus geschlafen hat, sind vorbei. Ich merke immer wieder, wie wohl sich meine vierbeinigen Kunden nach der Fellpflege fühlen, manche gehen sogar richtig erleichtert (oft von Tonnen alter Unterwolle und Filz) aus unserem Hundesalon raus.

Viele Menschen machen sich vor dem Kauf eines Hundes über so viele Dinge Gedanken, nur nicht über die Fellpflege. Dass man unter Umständen alle 4 bis 6 Wochen mit seinem Hund zu einem Hundefriseur gehen muss und täglich zu Hause bürsten muss, ist den meisten Leuten nicht klar. Leider habe ich auch oft Hunde bei mir, die in einem so schlimmen Zustand sind, dass ich mehrere Termine hintereinander mit den Besitzern vereinbaren muss, damit ich dem Hund helfen kann. Ich versuche einen Hund niemals abzuscheren, wenn er verfilzt ist, denn das ist für das Fell und die Psyche des Hundes eine Katastrophe, oder geht ihr gern nackt auf die Straße? Der Hund dankt es einem, wenn auf ihn geachtet wird und sein Fell und Haut Filz-, Haar- und Schuppenfrei gehalten wird.


Franziska Knabenreich hat bei vier Folgen HundKatzeMaus vor der Kamera gestanden, um Hunde aus dem Tierschutz für die Vermittlung hübsch zu machen. Sie hat ihre Ausbildung im angesagten Salon “Gordon – Der gepflegte Hund” in Wiesbaden abgeschlossen www.hundepflege.gordon-hundeshop.de, darüber hinaus hat sie in den Staaten bei Jonathan David gelernt und arbeitet seit einigen Jahren sehr erfolgreich als Hundefriseurin/Groomerin. In Ihrem Blog www.feingemacht-hundestyling.de hat sie bestimmt noch den einen oder anderen Tipp – ein Besuch lohnt sich!

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